Wie geht es unserem Mittelstand in der aktuellen wirtschaftlichen Situation Deutschland? Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen in einer strukturschwachen Region? Mit diesen und weiteren Fragen im Gepäck besuchte die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, die Firma BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH in Meisenheim. Gemeinsam mit der Inhaberin Sabine Bittmann und Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, tauschte sie sich in Meisenheim mit Winfried Schmuck, CEO bei BITO-Lagertechnik, Dominik Freyland-Mahling, COO BITO-Lagertechnik und dem BITO-Personalleiter Raphael Müller aus.
Das Unternehmen steht für innovative Lagertechnik. Auf einer Betriebsfläche von über 140.000 qm werden Regal-, Behälter-, Kommissionier- und Transportsysteme für alle Branchen entwickelt, gefertigt und vermarktet. Als international tätiges Industrieunternehmen mit mittlerweile über 70.000 Kunden gehört BITO zu den Marktführern in Europa. „Trotz unserer weltweiten Aktivitäten sind wir sehr heimatverbunden. Seit dem Gründungsjahr 1845 sind unser Firmensitz und die Hauptverwaltung, Entwicklung und Produktion in unserer Heimatregion verankert“, so Winfried Schmuck. Auf die Frage von Julia Klöckner, ob alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzt werden können, zeichnete Herr Schmuck ein positives Bild. „Wir sind einer der größten Arbeitgeber in unserer Region. Aktuell beschäftigen wir weltweit 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon mehr als 850 am Stammsitz in Meisenheim und dem benachbarten Produktionswerk Lauterecken – ungefähr 60 davon absolvieren eine Ausbildung oder ein Studium.“ Besonders schwierig sei es jedoch geworden, Nachwuchs in der Kunststofftechnik zu besetzen. Kunststoff und Plastik seien in einer Zeit, die zunehmend von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein geprägt sei, verpönt. Es herrsche ein „Kunststoff-Bashing“. Dabei würden Produkte, die, wie die hochwertigen Kunststoffbehälter von BITO, auf jahrelange Nutzung ausgelegt sind, oft mit Einwegprodukten in einen Topf geworfen. Die Behälter können zudem recycelt werden. Begründeterweise erhielt BITO-Lagertechnik im Jahr 2021 die Zertifizierung zum Klimaneutralen Unternehmen.
Neben der Produktion in den Werken gibt es in Meisenheim den BITO CAMPUS. In der ehemaligen Volksschule in Meisenheim, die von Familie Bittmann aufwendig saniert wurde, tüfteln Startups an neuen Technologien. „Wir wollen klugen Köpfen einen Ort geben, an dem sie ihren Ideen freien Lauf lassen können. Der Vorteil ist natürlich, dass sie ihre Produkte direkt bei uns testen können“, erklärt Sabine Bittmann. Unter anderem werde an einem fahrerlosen Stapler gearbeitet. „Doch die Bedingungen für Startups sind im Allgemeinen nicht ideal“, fügt Sabine Bittmann hinzu.
„Die Wirtschaftskrise trifft auch unsere Gründer hart,” so Julia Klöckner. Hier müsse gegengesteuert werden. „Denn wer Zukunftsthemen liegen lässt, gefährdet Fortschritt und Wachstum. Wir wollen Gründern zwei Jahre Befreiung von Dokumentationen ermöglichen, damit sie den Kopf für ihre Ideen frei haben.“ Handlungsbedarf sieht die Abgeordnete insbesondere bei der Verbesserung von Rahmenbedingungen für die Gründungsfinanzierung. „Auch Mitarbeiterbeteiligungen müssen weiter verbessert werden. Außerdem braucht es Experimentierräume und Gründerschutzzonen, viel weniger Regulierungen.“
Julia Klöckner interessierte, ob es aufgrund des ländlich geprägten Standorts weitere Herausforderungen gebe. „Ja, die gibt es,“, so Winfried Schmuck. „Unter anderem haben wir gerade in letzter Zeit immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen. Dann steht ungeplant die Produktion still und wir produzieren viel Ausschuss. Das kostet!“ Das Stromnetz sei zu schwach.
Auch beim Thema Photovoltaik gebe es Probleme. Bereits 2021 seien zwei solcher Anlagen für die Werke in Meisenheim und Lauterecken montiert worden, doch bis heute seien diese nicht in Betrieb. „Das ist sowohl für uns als auch für die Firmen, die wir mit dem Bau der Anlagen beauftragt haben, ein großes Problem“, warnt Dominik Freyland-Mahling. Da es ein neues Gesetz gebe, das besagt, dass die Inbetriebnahme nur durch ein Gutachten genehmigt werden kann, es aber noch keine Gutachter gibt, die diese Gutachten ausstellen können, kann die PV-Anlage nicht in Betrieb genommen werden. Bis heute habe BITO daher noch keinen genauen Termin, wann dieses Zertifikat erstellt wird. Anlass für die CDU-Politikerin, bei den zuständigen Stellen nachzuhaken.
Für Julia Klöckner war der Austausch bereichernd. „BITO-Lagertechnik ist wichtig für unsere Region. Das Unternehmen übernimmt soziale Verantwortung, investiert in Projekte und bringt unsere Heimat voran. Auch Startups finden hier eine Anlaufstelle.“ Allerdings müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, fügt die Bundestagsabgeordnete hinzu. Darüber hinaus dürften Unternehmen nicht durch schwache Netzwerke und überbordende Bürokratie in ihrer Arbeit ausgebremst werden. „Wenn sich ein Unternehmen nachhaltig aufstellt, darf es nicht daran scheitern, dass es keine Experten für ein Gutachten gibt.“ Die Politikerin wird die Anregungen mit nach Berlin nehmen