Die Artillerieschule in Idar-Oberstein ist zentrale Ausbildungsstätte für indirektes Feuer im Heer und bildet Offiziere, Offizieranwärter und Unteroffiziere in verschiedenen Lehrgängen aus. Sie ist verantwortlich für die Aus- und Fortbildung und die Einsatzvorbereitung aller taktischen Feuerunterstützung-Koordinierungselemente. Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine werden außerdem ukrainische Soldaten unter anderem an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet, um ihr Land und ihre Bevölkerung gegen den von Präsident Putin veranlassten Angriff und Krieg zu verteidigen. Regelmäßig besucht die heimische Abgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Julia Klöckner den Standort, um sich mit dem Leiter Artillerieschule und General der Artillerietruppe, Oberst Olaf Tuneke, sowie Oberstleutnant und stellvertretendem Leiter der Artillerieschule, Andreas Orth, über Herausforderungen der Bundeswehr, Missionen und die Sicherheitslage auszutauschen. Oberst Tuneke führt seit April 2023 die Artillerieschule in Idar-Oberstein. Gemeinsam mit dem Landesvorsitzenden und Vorsitzenden der Senioren Union im Kreisverband Birkenfeld Karl-Heinz Totz, dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Frederik Grüneberg sowie der Kreisgeschäftsführerin Katharina Heine war die CDU-Politikerin in der vergangenen Woche vor Ort.
Seit 2022 liegt der Schwerpunkt der Artillerieschule in der Ausbildung ukrainischer Soldaten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnten bereits mehrere hundert Soldaten geschult werden. Im Gespräch erfährt Julia Klöckner, dass die Wertschätzung vieler Bürger für die Bundeswehr jüngst kontinuierlich gestiegen sei. „Mit dem Krieg wird vielen noch klarer, dass wir die Bundeswehr brauchen, um unseren Frieden und unsere Freiheit zu sichern“, so Oberst Tuneke. Dies würden die Soldatinnen und Soldaten am Standort in Idar-Oberstein auch spüren. „Sie merken, dass sie nun anders wahrgenommen werden und ihnen mehr Respekt entgegengebracht wird.“ Zuvor habe die Bundeswehr schon durch ihre Corona-Amtshilfe ein neues Image bekommen. Auch der so hilfreiche Einsatz der Bundeswehr bei der Flutkatastrophe an der Ahr habe dazu beigetragen.
Die CDU-Politikerin möchte mehr über die Ausbildung der ukrainischen Soldaten erfahren. 41 Tage, so lange dauert das intensive Training der Männer. Ausgebildet werden sie größtenteils am Simulator. Dies habe zum einen den Vorteil, dass kein Schießmaterial verbraucht und so große Summen gespart werden, erklärt Oberst Tuneke während einer Führung des Simulationszentrums. „Hier werden reale Bedingungen simuliert. Tag und Nacht, unterschiedliche Witterungsverhältnisse. Wir lassen extra auch verschiedene Geräte ausfallen – all das, was bei einem echten Einsatz auch passieren kann.“ Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass die ukrainischen Soldaten in dem digital gleichen Gelände ausgebildet werden, in dem sie sich in der Ukraine befinden werden.
Julia Klöckner informierte sich auch über die Ausstattung, Rahmenbedingungen und die geplanten Umbaumaßnahmen am Standort. Mehrere Gebäude sollen komplett neu gebaut werden. Zu den ersten geplanten Maßnahmen zählen nach Angaben der Bundeswehr beispielsweise der Bau neuer Hallen, eines Sanitätsversorgungszentrums sowie von Ladestationen für E-Autos. Rund 150 Millionen Euro sollen in einem ersten Schritt dafür investiert werden. Der komplette Umbau der Artillerieschule wird wohl nicht vor 2040 fertig sein. Für Oberst Tuneke liegen viele dieser Pläne in zu weiter Ferne. Man müsse auch noch auf aktuelle Umstände reagieren können. Sprich: Was für 2024 passt, kann 2040 längst überholt sein. Julia Klöckner sichert ihre Unterstützung für mögliche Anpassungen zu.
Beim Stichwort Ausstattung gibt es Sorgenfalten: Es fehle an Material. Für Julia Klöckner ist klar: „Wir müssen die Zeitenwende nicht nur verbal verstehen, sondern auch leben. Schnelle Entscheidungen bei der Ausrüstung und Ausstattung sind dringend nötig. Wir müssen jetzt die Weichen für unsere Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit als Voraussetzung zur Wahrung unserer Freiheit und unseres Wohlstands stellen, in Deutschland und Europa. Wir müssen zur Landes- und Bündnisverteidigung nun besser ausgestattet sein, angesichts der neuen Sicherheitslage. Dafür braucht die Bundeswehr mehr Geld.“ Dass der Etat stattdessen sinke, sei das falsche Signal, so die Bundestagsabgeordnete. „Russland ist mit seiner militaristischen und revanchistischen Außenpolitik eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit in ganz Europa und die Welt.“ Trotz dieser Bedrohungslage sei Deutschland von einem strategischen Paradigmenwechsel weit entfernt. Die vom Bundeskanzler in seiner Rede vom 27. Februar 2022 ausgerufene Zeitenwende sei über das Stadium der Ankündigung nicht hinausgekommen. Die Unterstützung der Ukraine bleibe hinter dem notwendigen Maß zurück. „Als Unionsfraktion setzen wir uns darüber hinaus dafür ein, die Ukraine durch unverzügliche Lieferung von erbetenen und in Deutschland verfügbaren Waffensystemen, darunter den Marschflugkörper Taurus, sowie Munitionssorten im Kampf gegen Russland zu unterstützen“, so Julia Klöckner abschließend. Denn eines sei auch klar: Gewinne Russland wären Richtung Westen über zehn Millionen Ukrainer auf der Flucht. Und Präsident Putin würde auch nicht Halt vor dem nächsten Land machen, Moldau, Polen, die baltischen Staaten. In diesem Krieg ginge es eben nicht nur um Russland.
Foto: „Oberstabsgefreiter Jeffrey Hess/ Artillerieschule“