Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem Kreis Bad Kreuznach in NYC entdeckt

Nov 14, 2023 | Pressemeldungen

Vergangene Woche weilte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Julia Klöckner, in New York. Ihre Dienstreise führte unter anderem zu den Vereinten Nationen, sie traf Vertreter der deutsch-amerikanischen Handelskammer und deutsche Unternehmen, die in den USA aktiv sind, sowie den Gouverneur Phil Murphy, einst Botschafter in Berlin.

Ihr war es auch ein Anliegen, mit jüdischen Institutionen ins Gespräch zu kommen – angesichts des aktuell auf den Straßen offen zu Schau getragenen Antisemitismus, angesichts des Terrorangriffs auf Israel und angesichts des Jahrestages des 9. Novembers mit der Reichspogromnacht. So sprach Julia Klöckner, die auch im Beirat der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung sitzt, mit dem Jewish Committee und dem Leo Baeck Institut.

„Der schreckliche Terror der Hamas hat in Israel alles verändert. Nichts wird mehr sein, wie es war. Für Jüdinnen und Juden weltweit ist es eine schwierige Zeit, denn der Hass auf unseren Straßen und im Netz ist unerträglich. Deshalb war es mir ein großes Anliegen, den Austausch mit ihnen zu diesem Thema zu suchen“, so Julia Klöckner. In keiner Stadt der Welt leben mehr jüdische Menschen als in New York. Man geht von weit über einer Million aus.

Und dort machte sie beim Leo Baeck Institut eine interessante Entdeckung: Die Verantwortlichen hatten ihr aus dem Archiv Briefe, Postkarten, Bilder jüdischer Familien just aus ihrem Heimatdorf – damals noch in Heddesheim und Waldhilbersheim unterteilt – und aus ihrer Geburtsstadt Bad Kreuznach und aus dem Kreis Birkenfeld rausgesucht.

„Das war sehr bewegend, die Familiennamen, die ich dort las, waren mir bekannt. Die Schwarz-weiß-Bilder aus Bad Kreuznach, Waldhilbersheim oder dem Kreis Birkenfeld zu sehen – das war ein Stück Heimat in New York und ein Stück Zeitgeschichte jüdischen Lebens. Persönliche Briefe, Fotos und Urkunden – was an privaten Unterlagen und Vermächtnissen von Jüdinnen und Juden aus dem Kreis Bad Kreuznach mitten in New York City aufbewahrt wird, hat mich sehr beeindruckt”, so die heimische Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner nach ihrem Gespräch beim Leo Baeck Institut. Auch alte Postkarten und Straßenpläne ihrer Heimatgemeinde Guldental waren Teil der Unterlagen, die Julia Klöckner bei ihrem Besuch gezeigt wurden.

Das Leo Baeck Institut (LBI) ist eine Forschungsbibliothek und Archiv spezialisiert auf die Geschichte des deutschsprachigen Judentums mit Standorten in New York und Berlin. Umfangreiche Sammlungen bilden eine der bedeutendsten Quellen- und Forschungssammlungen über die Jahrhunderte jüdischen Lebens in Mitteleuropa vor dem Holocaust. 1955 wurde es von führenden deutsch-jüdischen emigrierten Intellektuellen gegründet. „Das LBI möchte mit Programmen, Ausstellungen und Unterstützung von Wissenschaft das Verständnis über deutsch-jüdische Geschichte fördern“, berichtet Julia Klöckner, die der Besuch und vor allem die Zeugnisse persönlicher Geschichten von Jüdinnen und Juden aus dem Kreis Bad Kreuznach sehr bewegt haben. Mit Dr. Markus Krah, Executive Director des Leo Baeck Instituts, und weiteren Mitarbeitern hat sich Julia Klöckner ausgetauscht. So erzählte sie von der Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach und Birkenfeld und der wichtigen Arbeit, die dort geleistet wird.

Auch der Austausch mit dem American Jewish Committee war Julia Klöckner ein besonderes Anliegen. „Aufkeimender Antisemitismus, Gewalt gegen Juden, Zerstörungsphantasien gegen Israel – das sind alarmierende Zeichen von Radikalisierungen und Hass. In den USA, in Deutschland und weltweit. Dass sich Deutschland jüngst in der UN-Vollversammlung enthalten und nicht mit Israel gestimmt hat, hat deshalb viele meiner Gesprächspartner sehr irritiert“, berichtet Julia Klöckner. Das American Jewish Committee ist die weltweite Interessenvertretung für das Judentum und wurde 1906 gegründet.

Julia Klöckner hat bei ihren Gesprächen mit den jüdischen Gemeinden deutlich gemacht, was sie von Deutschland erwartet: „Alle in unserem Land sind aufgefordert, lautstark ihre Stimmen zu erheben. Denn das, was wir in vielen Städten derzeit erleben, dürfen wir nicht einfach hinnehmen. Deutschland ist Heimat von rund 90 000 Jüdinnen und Juden, und so soll es auch bleiben. Nie wieder ist jetzt. 85 Jahre nach der Reichspogromnacht.“

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