Viele Kitas in Deutschland schaffen es nicht mehr, alle Kinder gut und zuverlässig zu betreuen. Sie sind überlastet und leiden unter einem eklatanten Personalmangel. Außerdem sind die Auflagen durch das Kita-Zukunftsgesetz enorm gestiegen. Wie sieht die Lage in der Kita Funkelstein in Kirschweiler aus? Die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner machte sich vor Ort ein Bild.
Im Gespräch mit Kita-Leiter Kim Oliver Rieth, Ortsbürgermeister Karl-Otto Dreher, der ersten Beigeordneten des Gemeinderates Birgit Weinz und der Beigeordneten Michaela Herrmann, sprach die Abgeordnete über die Herausforderungen im Kita-Alltag und das Thema der frühkindlichen Förderung.
„Wir betreuen in unserer Einrichtung 62 Kinder, die in drei Gruppen eingeteilt sind. Wir arbeiten mit einem teiloffenen Konzept“, erklärt Kim Oliver Rieth. Dies bedeutet, dass es feste Stammgruppen gibt, die Kinder aber immer wieder die Möglichkeit haben gruppenübergreifend und somit auch noch selbstbestimmender agieren zu können. „Das System hat sich aus unserer Sicht bewährt und wird auch immer wieder von Lehrern und anderen Institutionen befürwortet. Diese melden uns zurück, dass das Arbeiten mit den Kindern oft unproblematischer ist“, erklärt der Leiter.
Die Kita Funkelstein in Kirschweiler sei zwischenzeitlich die einzige Kita in der ehemaligen VG Herrstein in Trägerschaft der Ortsgemeinde. Trotz des hohen zeitlichen Aufwandes für die Gemeindeverwaltung u.a. für die Personalbeschaffung, Gebäudeinstandhaltung, Planung und Betreuung von Baumaßnahmen etc. würden die Vorteile überwiegen. Kita-Leitung, Mitarbeiter und Gemeinde arbeiteten vertrauensvoll zusammen. Kurze Entscheidungswege würden die Arbeit erleichtern. Insbesondere in Corona-Zeiten, die das Kita-Team vor große Herausforderungen gestellt habe, habe sich die Trägerschaft der Ortsgemeinde bewährt, erfährt die Abgeordnete im Gespräch.
„Mit welchen Herausforderungen haben Sie im Alltag besonders zu kämpfen?“, fragt Julia Klöckner nach. Neben dem Stichwort Personalmangel und steigende Auflagen, spricht Kim Oliver Rieth auch an, dass Kita-Personal nicht genug Gehör finde, was das Thema Förderbedarf angehe. „Wir verbringen täglich viele Stunden mit den Kindern, wir sehen über Jahre wie sie sich entwickeln, wo ein möglicher Förderbedarf besteht.“ Dabei macht er deutlich, dass es hierbei nicht nur um Sprachförderung gehe. „Immer häufiger zeigen Kinder im sozial-emotionalen Bereich Auffälligkeiten. Daher ist es fatal, dass Kinder zukünftig in die Schule geschickt und erst im Laufe des ersten Schuljahres ein möglicher Förderbedarf festgestellt werden soll. Das muss vorher passieren, sodass man rechtzeitig reagieren und agieren kann und die Kinder durch eine frühzeitige Unterstützung und Förderung weniger Frustration und negative Erfahrungen erleben. Und hier müssen wir als Kita im Zusammenspiel mit den Eltern einfach mehr einbezogen werden“, fordert er.
Julia Klöckner: „Der heutige Austausch war sehr wichtig. So muss zum einen sichergestellt werden, dass die Expertise von ausgebildetem Kita-Personal ernst genommen wird. Wer, wenn nicht sie, sprich ausgebildete Experten, könnte besser einschätzen, ob ein Kind eine besondere Förderung benötigt? Ganz wichtig ist es, dass vor dem Besuch der ersten Klasse festgestellt wird, ob ein Kind schulfähig ist oder welche individuelle Hilfe es braucht.“ Die Priorität müsse auf frühkindlicher Bildung und Förderung liegen, so die Abgeordnete.
„Damit geht einher, dass die Erzieherinnen und Erzieher ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen können, nämlich die Kleinsten in unserer Gesellschaft adäquat zu betreuen.“ Doch durch die hohen Auflagen, die durch das Kita-Zukunftsgesetz geschaffen wurden, sei dies schlicht unmöglich.
Julia Klöckner: „Es ist kurz vor zwölf. Wenn die Ampel nicht umsteuert, schlittern wir in eine frühkindliche Bildungskatastrophe.“ Es sei wichtiger denn je, kreative Lösungen für die Rekrutierung der frühpädagogischen Fachkräfte zu finden. Ausländische Fachkräfte mit guten deutschen Sprachkenntnissen müssten ihre Qualifikationen schneller anerkannt bekommen. „Praxisintegrierte Ausbildungen mit Ausbildungsgehalt können insbesondere auch Quereinsteiger anlocken. Verwaltungsaufgaben müssen reduziert werden, damit Fachkräfte mehr Zeit für pädagogische Aufgabenhaben. Tagesmütter und -väter sollten stärker gefördert werden, da sie in kurzer Zeit ausgebildet werden können“, fordert die CDU-Abgeordnete.