Zwei Diamanten, die für das bloße Auge identisch wirken, können Welten in Wert und Geschichte auseinanderliegen. Diese Erfahrung machte die heimische Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner bei einem Besuch der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft in Idar-Oberstein. Ein durchaus relevantes Thema, nehmen doch Edelsteinfälschungen nicht ab und nehmen synthetisch hergestellte und beworbene Diamanten auf dem Markt zu. Begleitet wurde sie von CDU-Landtagskandidat Frederik Grüneberg sowie Jörg Lindemann, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie e. V.
Die 1932 gegründete Deutsche Gemmologische Gesellschaft bildet Fachkräfte in Edelsteinkunde, Diamantenkunde, Perlenkunde und organischen Substanzen aus. Die Teilnehmer lernen nicht nur theoretisch, sondern arbeiten praktisch mit einer einzigartigen Lehrsammlung – von natürlichen Edelsteinen über synthetische Varianten bis hin zu Imitationen. Über 30.000 Seminarteilnehmer aus mehr als 80 Ländern haben bereits ihre Kenntnisse vertieft.
Besonders faszinierend: der Blick durch das Mikroskop. „Ich konnte selbst sehen, wie sich natürliche Diamanten und ihre synthetischen Pendants unterscheiden“, berichtet Julia Klöckner. Jeder Naturdiamant trägt ein Stück Erdgeschichte in sich, während Labor-Diamanten eine beeindruckende technische Leistung darstellen – und dennoch in wenigen Wochen entstehen.
Tatsächlich sind die Unterschiede für das bloße Auge kaum erkennbar. Herkunft, Wert und Wiederverkaufsfähigkeit unterscheiden sich jedoch erheblich. „Labor-Diamanten entstehen unter extremem Druck und hoher Temperatur innerhalb weniger Wochen, während natürliche Diamanten über Millionen Jahre in der Erde reifen“, erklärt Dr. Tom Stephan, Geschäftsführer der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft. „Diese Unterschiede machen Transparenz für Kunden entscheidend.“
Synthetische Diamanten werden vor allem in der Technik und Industrie genutzt – etwa in Hochleistungs-Schneid- und Polierwerkzeugen, in der Elektronik- und Halbleiterbranche, in Optiken, bei Lasersystemen oder als Material für Wärmemanagement. Auch wenn Labor-Diamanten primär nicht in der Schmuckbranche eingesetzt werden, haben sie dennoch einen großen Einfluss auf die Branche und die Wahrnehmung von Diamanten insgesamt.
„Für Hersteller und Fachleute bedeutet das Verantwortung“, betont Julia Klöckner. Die klare Deklaration von Herkunft und Wert eines Edelsteins ist entscheidend. „Ein Naturdiamant ist mehr als ein Edelstein – er ist ein Symbol für Geschichte, Seltenheit und bleibenden Wert“, ergänzt Dr. Stephan.
Das Ausbildungszentrum kooperiert eng mit Universitäten wie Mainz, Heidelberg, Hamburg und Würzburg sowie mit internationalen Fachgesellschaften. Aktuelle Forschungsergebnisse fließen direkt in Seminare und Fachpublikationen ein, sodass die Branche stets über höchste Standards in Herkunft, Qualität und Prüfung informiert bleibt. Eine weitere Besonderheit: Die beeindruckende Sammlung an Edelsteinen. Fein säuberlich geordnet und beschriftet dienen sie den Seminarteilnehmern zum Üben unter dem Mikroskop. Ein Alleinstellungsmerkmal, denn weltweit ist diese Ansammlung an Steinen kaum zu finden.
Der Besuch machte deutlich: Idar-Oberstein ist nicht nur historisches Zentrum der Edelsteinbranche, sondern ein Ort, an dem Tradition, Forschung und moderne Technik Hand in Hand gehen.
