Idyllisch, umgeben von Wald, Wiesen und Feldern liegt der Betrieb Asbacher Hütte der Stiftung kreuznacher diakonie. Der Ort bietet Arbeitsplätze für Menschen mit geistiger Behinderung und Lernbeeinträchtigung. Die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, und Ricarda Gerhardt, Vorsitzende des Gemeindeverbandes Herrstein-Rhaunen und ehemalige Mitarbeiterin der Asbacher Hütte, haben Betriebsleiter Matthias Winau und sein Team an diesem idyllischen Ort im Kreis Birkenfeld besucht. Monika Kolling und Jennifer Möllers, Leiterinnen der Behindertenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie, sowie Viktor Commichau, Bereichsleitung Arbeit und Qualifizierung, gesellten sich ebenfalls dazu.
Julia Klöckner erkundigte sich bei einem gemeinsamen Rundgang, welche Arbeiten die 85 Beschäftigten genau übernehmen können, wie sie ausgebildet und angeleitet werden und wie die aktuelle Auftragslage aus der Region ist. Matthias Winau erläuterten stolz die Besonderheiten der Einrichtung, die Arbeitsfelder seien vielfältig, und genau das biete die Möglichkeit, dass Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ihre Neigungen und Fähigkeiten ausprobieren könnten, ohne Druck. Neben einem Geflügelhof mit eigener Metzgerei und einem Hofladen, in dem unter anderem Honig und Wurst verkauft werden, stellen die Männer und Frauen in der Goldschmiede hochwertigen Silberschmuck her. Gerade beim Thema Tierhaltung und Landwirtschaft hätten man unter den Beschäftigten große Talente entdeckt. Zudem gebe es eine Gärtnergruppe, die Landschaftspflege in Gemeinden, bei Unternehmen und Privatleuten übernimmt. Drei Mal pro Woche unterstützen sie auch beim Umbau des Wildfreigeheges Wildenburg. Julia Klöckner zeigte sich angetan von der Sinnhaftigkeit, die allen hier vermittelt wird. jeder und jede würde gebraucht, und dass zudem auch noch einiges erwirtschaftet würde, sei ein weiterer Ansporn: „Klasse, dass das Beschäftigen die Möglichkeit hier haben, je nach Fähigkeiten, Fertigkeiten und persönlichem Interesse, die für sie passende Aufgabe zu finden. Und die Lage in der Natur tut nicht nur gestressten Seelen gut.“
Die Werkstätten erledigen zahlreiche Auftragsarbeiten für Firmen der Region, die zum Beispiel wiederum Zulieferer für größere Betriebe seien. Man spüre aber leider die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Aufträge würden weniger werden, weil die Wirtschaft in Deutschland stagniere, Betriebe zumachen oder abwandern würden und im Wettbewerb andere außerhalb Deutschlands die Nase vorne hätten. Wirtschaftspolitikerin Julia Klöckner sah sich in ihrer Analyse aus dem Deutschen Bundestag bestätigt, dass die schwächende Lage der Unternehmen wegen schwieriger Rahmenbedingungen keine konjunkturelle kurzfristige Delle sei, sondern sogar bis nach unten zu den Zulieferern und Auftragsarbeiten durchschlage.
Auf dem großflächigen Gelände der Asbacher Hütte wird aber nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt. In der Ringstraße leben jüngere Menschen, die vom Leben in der Gemeinde profitieren und dort ihre Selbstständigkeit und ihre Selbstbestimmung trainieren. Aktuell gibt es 42 Plätze.
Julia Klöckner interessierte, welche Beeinträchtigungen die Menschen haben, ob es hier Veränderungen im Laufe der vielen Jahre gebe. Bei ähnlichen Terminen im Wahlkreis erfahre sie, dass psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen hätten. Matthias Winau bestätigte, dass auch hier dieser Trend stark wahrgenommen werde. Die tägliche Arbeit mit den Beschäftigten habe sich dadurch stark verändert. Früher seien es überwiegend Menschen mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, gewesen, die hier ihre Arbeit verrichteten. Doch im Laufe der Jahre wurden diese Menschen immer häufiger in reguläre Jobs eingebunden. Heute seien es vermehrt Personen mit psychischen Erkrankungen. Als psychisch oder seelisch beeinträchtigt gelten etwa Autisten oder Menschen, bei denen zum Beispiel in Folge einer Psychose oder einer chronischen Depression die Arbeitsleistung gemindert ist. Dem Leistungsdruck und der Überforderung auf dem regulären Arbeitsmarkt würden diese Personen nicht standhalten, so Matthias Winau. Parallel steige die Zahl der psychischen Erkrankungen. Oftmals schieden seelisch Leidende dann aus ihrem Job aus und kämen in eine Werkstatt – wo sie häufig auch bleiben. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Herausforderung, da sich diese im Alltag anders äußere. Die Beschäftigen seien oft unbeständiger in den Arbeitszeiten und -belastungen. Um richtig reagieren zu können, werden die Mitarbeitenden entsprechend ausgebildet.
Julia Klöckner bedankte sich für die Einblicke: „Man merkt, dass der Mensch als Individuum im Vordergrund steht. Die Arbeitsfelder sind vielfältig, die Beschäftigten können sich ausprobieren und das tun, was ihnen Spaß macht – und sie lernen und erwirtschaften etwas. Ein Gewinn für alle. Eine Aufgabe und das Gefühl zu haben, etwas für unsere Gesellschaft zu leisten, ist ja für uns alle von Bedeutung.“