Billiganbieter nutzen Regelungslücken und verzerren den Wettbewerb

Aug 21, 2024 | Pressemeldungen

Die Werbung aggressiv und laut, die Preise unschlagbar. Ein Rucksack für 1,79€, ein T-Shirt für 3,99€, manche Produkte sogar kostenlos. Das versprechen Billiganbieter aus Asien auf ihren Onlineangeboten. Sie werden weder kontrolliert noch zertifiziert und nutzen bestehende Regelungslücken. Denn was auf den ersten Blick für viele Kundinnen und Kunden verlockend wirkt, kann ihrer Gesundheit schaden – und der deutschen Wirtschaft. Auch für Rofu Kinderland wird die unkontrollierte Konkurrenz aus Fernost zu einem immer größer werdenden Problem. Das erfährt die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, bei ihrem Besuch in der Zentrale des Spielwarenhauses in Hoppstädten-Weiersbach. Begleitet wurde sie von Mitgliedern des Ortsverbandes Hoppstädten-Weiersbach und dem dortigen Bürgermeister Manuel Weber. Rofu Kinderland betreibt deutschlandweit 104 Filialen, überwiegend in Süddeutschland. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch Rofu bezieht Waren aus Asien, aber die Qualitätskontrollen und der Zoll ist für Rofu Pflicht, inklusive der Überprüfung der Unbedenklichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher. Das ist hingegen nicht der Fall bei den asiatischen Billiganbietern, bei denen der Endkunde sozusagen selbst zum Importeur wird, ohne es genau zu wissen.

Julia Klöckner und ihre Begleiter wollten wissen, wie die wirtschaftliche Lage aktuell für den Spielwarenvetrieb ist, wie sich die Rezession und die wirtschaftliche Schieflage auswirken – und wie es mit dem Wettbewerb aussieht. Rofu-Geschäftsführer Michael Fuchs: „Uns geht es verhältnismäßig gut, aber wir merken natürlich die breite Kauf- und Konsumzurückhaltung in der Bevölkerung. Und bei den unlauteren Konkurrenzprodukten aus Fernost, die übers Internet zu beziehen sind, handelt es sich um überwiegend nicht verkehrsfähige Produkte, die auf den Markt gebracht und die Gesundheit der Verbraucher gefährden“, so der Geschäftsführer. Der größte Vorteil dieses Geschäftsmodells bestehe darin, die Leitplanken der in Deutschland und der EU geltenden Marktregeln zu überwinden und auszunutzen. Stichwort Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Dieses Gesetz regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung u.a. von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Hierzu gehören beispielsweise der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt. Doch die Billiganbieter halten sich an kein Lieferkettengesetz. Julia Klöckner geht auf die gesundheitlichen Aspekte ein. Dabei spricht sie die Überprüfung des europäischen Spielwarenverband Toy Industries of Europe (TIE) an. Ende 2023 kaufte TIE 19 Spielzeuge bei einem der chinesischen Billiganbieter und ließ sie durch ein unabhängiges, akkreditiertes Testlabor untersuchen. Das Ergebnis war alarmierend: Keines der beim Testkauf erworbenen Spielzeuge entsprach den anzuwendenden Spielzeugnormen der EN71-Reihe. 18, und damit 95 %, stellen sogar ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar. „Wenn man bedenkt, dass Kinder ihre Spielsachen oft in den Mund nehmen, ist das besorgniserregend. Jeder in Deutschland ansässige legale Händler müsste mit massiven Strafen rechnen, wenn er die bekannten Verstöße beginge.“, so Julia Klöckner.

Michael Fuchs, der 2020 die Nachfolge seines Vaters und Unternehmensgründers Eberhard Fuchs antrat, sprach die enormen Steuer- und Zollschäden an, die durch die Billiganbieter verursacht werden. Inzwischen seien es bereits 400.000 Pakete am Tag bzw. acht Prozent der Bestellungen in Deutschland, die von chinesischen Plattformen aus verwendet würden. „Dieses Handelsvolumen geht den gesetzeskonformen und steuerzahlenden Händlern verloren“, monierte er. Da die Zollfreigrenze bei einem Sachwert von 150 Euro liege, stückelten die Online-Billiganbieter ihre Waren immer unter diesen Preis oder würden einfach falsche Angaben machen.

Julia Klöckner nimmt das ernst: „Unsere Wirtschaft leidet unter mangelnder Wettbewerbsfähigkeit wie hohe Energiekosten, Dokumentationspflichten, steigende Arbeitskosten. Sie können mit den chinesischen Online-Billiganbietern nicht mithalten.  Hier müssen wir ein Auge drauf werfen, auch politisch. Man kann doch nicht die europäischen Hersteller von den Produkten des Alltags bis ins Detail kontrollieren und ihnen noch die Kontrolle der Lieferketten aus aller Welt auferlegen, wenn gleichzeitig in großen Stückzahlen Billigprodukte aus Asien ohne jede Zoll- und Warenkontrollen ins Land kommen.“ Wettbewerb funktioniere nur, wenn gleiche Bedingungen herrschen.

Das Team von Rofu bereitet sich derweil bereits auf die nächste Saison vor, mit der Warenbemusterung und dem Einkauf hat es schon das nächste Jahr im Blick, dazu zählen auch Besuche von zahlreichen Spielwarenmessen und die Kontaktpflege mit den Lieferanten. Für die Belieferung der regionalen Spielwarenmärkte hat Michael Fuchs für die Firma mittlerweile den ersten E-LKW angeschafft. Solarkollektoren auf dem Firmengelände inklusive. „Nachhaltigkeit beginnt vor der Haustür“, so der Firmenchef.

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