Warm und einladend sieht es aus, das Kinderheim in der Hauptstraße in Leisel. Am Dienstag blickten die 31 Kinder und Jugendlichen gespannt in Richtung Tür, denn es hatte sich Besuch angekündigt. Die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, und Landrat Miroslaw Kowalski schauten in der Einrichtung vorbei. Und sie kamen nicht mit leeren Händen – Julia Klöckner überreichte Heimleiterin Svenja Simon einen Korb mit verschiedenen Beeren und Schokolade. Man hatte der CDU-Politikerin vorher auf Nachfrage erzählt, dass sich die Kinder darüber besonders freuen würden. Die Begrüßung war entsprechend herzlich, mit Händeschütteln und namentlicher Vorstellung der Kinder und Jugendlichen – offene Blicke, feste Händedrücke. Das beeindruckte die Besucher, die Kinder so aufgeschlossen und selbstbewusst anzutreffen. Einige Mädchen hatten sich extra als Prinzessinnen verkleidet, da sie wussten, dass Julia Klöckner einmal Deutsche Weinkönigin war.
1984 gründete das Ehepaar Hörnes eine Familienwohngruppe, die sich im Laufe der Jahre zu einer multiprofessionellen Einrichtung der Jugendhilfe wandelte. Inzwischen besteht das Kinderheim aus drei Gruppen, die in zwei Häusern in Leisel untergebracht sind. Sowohl Leitung als auch Trägerschaft liegen bei Svenja Simon, der ältesten Tochter des Gründerehepaares. Insgesamt sind 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Einrichtung beschäftigt, davon 22 Pädagogen. Im Haus Wiesengrund am Ortsrand ist die Intensivgruppe untergebracht. Hier können sieben Kinder gemeinsam leben. Aufgrund eines guten Personalschlüsselskönne hier besonders passgenau auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingegangen werden, erklärt Svenja Simon: „Individuelle Angebote, die ein besonderes Maß an Aufmerksamkeit für das einzelne Kind bedürfen, können hier realisiert werden.“ Zu dem Haus gehört ein großer Garten, der von den Kindern unter Anleitung und mit Unterstützung bewirtschaftet wird. Außerdem gibt es ein weitläufiges Außengelände mit altem Baumbestand und einem von den Kindern gestaltetem Wasserlauf. Auch die Pferde, die für die Reittherapie eingesetzt werden, sind dort untergebracht. „Das geht mir schon sehr nah, welche Schicksale diese jungen Menschen schon erleben mussten. Autismus-Spektrum-Störungen, fetales Alkoholsyndrom, Gewalt und sexueller Missbrauch. Es ist gut zu wissen, dass die Kinder und Jugendlichen hier sicher, geliebt und gut aufgehoben sind!“, fasst Julia Klöckner ihren Eindruck zusammen. Um die Kinder bestmöglich zu unterstützen, stehen verschiedene Therapieangebote zur Verfügung. Neben der psychologischen Betreuung, Reit- und Musiktherapie, wird auch Kunsttherapie angeboten. Julia Klöckner erfuhr im Gespräch mit Kunsttherapeut Paul Ulmen, dass einige Kinder Erlebtes nicht in Worten ausdrücken könnten, sondern in Bildern und Skulpturen. So könnten depressive Kinder beispielsweise keine dreidimensionalen Dinge formen, sondern nur flache.
Im Austausch mit Heimleitung Svenja Simon und Verwaltungsmitarbeiterin Sabine Wittenberg informierte sich Julia Klöckner über Herausforderungen im Alltag. Zum einen sei eine bundesweit einheitliche Regelung, wer als Fachkraft in der Jugendhilfe gilt und wer nicht, nötig. Jedes Bundesland würde hier eigene Regeln machen, was die Arbeit erschwere. Da es sich hierbei um eine Landesangelegenheit handelt, stellte Julia Klöckner den Kontakt zur CDU-Landtagsfraktion in Mainz her. Zum anderen gebe es insgesamt zu wenig Heimplätze, da bei vielen Kindern keine Rückführungsmöglichkeiten bestehen und sie somit ihre gesamte Kindheit und Jugend im Kinderheim verbringen. Auch in Leisel sei man voll ausgelastet. Was im Alltag fehle, seien oft banale Dinge. Zum Beispiel Geld, um Freunden ein Geburtsgeschenk kaufen zu können, wenn man auf eine Feier eingeladen ist. Julia Klöckner warf hier die Möglichkeit eines Fördervereins ein. „Ich bin mir sicher, dass viele Menschen in unserer Region bereit wären, den Kindern bei solchen Alltagswünschen zu helfen und zu spenden.“
Miroslaw Kowalski und Julia Klöckner bedanken sich für die Einblicke und sagten ihre Unterstützung zu, wenn sie gebraucht würde: „Beim Besuch des Kinderheims waren wir tief beeindruckt von der warmen und herzlichen Atmosphäre sowie dem außerordentlich engagierten Team rund um Svenja Simon. Es ist inspirierend zu sehen, wie viel Liebe und Hingabe in die Betreuung und Förderung der Kinder investiert wird. Die Mitarbeiter schaffen es, den Kindern ein Zuhause zu geben, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen können. Trotz der oft schwierigen Umstände, aus denen sie kommen. Besonders bemerkenswert finde wir die individuellen Förderungen, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes zugeschnitten sind. Die Kinder fühlen sich hier wohl und sind stolz darauf, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Diese Arbeit verdient große Anerkennung. Es ist ermutigend zu sehen, wie durch solch´ ein Engagement Zukunftsperspektiven geschaffen werden.“