1970 wurde sie eröffnet: die Edelsteinklinik in Bruchweiler. Die Fachklinik für Kinder- und Jugendrehabilitation bietet Platz für 150 Patienten, oft werden die zwischen drei und 22-Jährigen von ihren Eltern begleitet. Die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, besuchte die Rehaklinik, um sich auf den aktuellen Stand bringen zu lassen. Neben Martin Schebek, dem ärztlichen Direktor, und dem kaufmännischen Direktor der Edelsteinklinik, Daniel Bach, waren auch Vertreter der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, dem Träger der Klinik, anwesend. Johannes Reichert, Geschäftsführer, Isabell Dombrowski, Abteilungsleiterin „Rehabilitation und Kliniken“, und Björn Uhrig, Referent der Geschäftsleitung, hatten sich gut auf den Besuch der Bundestagsabgeordneten vorberietet, Zahlen und Daten zusammengestellt. Vier bis sechs Wochen werden Kinder und Jugendliche in der Regel hier behandelt. Die Krankheitsbilder seien vielfältig. Einige litten unter psychosomatischen Erkrankungen wie Depression oder Entwicklungsstörungen. Aber auch Stoffwechselerkrankungen und ungünstigem Ernährungsverhalten. Adipositas oder Diabetes werden in der Klinik behandelt. Sprachentwicklungsstörungen gehörten ebenfalls zu den Krankheitsbildern der Kinder und Jugendlichen. Seit der Corona-Pandemie gehöre auch ein neues Krankheitsbild dazu: Kinder mit Long-COVID-Syndrom verbringen mehrere Wochen in der Klinik. 2023 waren das circa 120 Patienten. Insgesamt werden 1.400 Kinder und Jugendliche im Jahr behandelt.
Julia Klöckner erkundigte sich, wie die Eltern in die Behandlungen ihrer Kinder eingebunden werden. Schließlich spielten diese eine zentrale Rolle, gerade bei jüngeren Patienten. „Unsere Klinik ist familienorientiert. Die Eltern profitieren genauso wie ihre Kinder von dem Aufenthalt“, erklärt Martin Schebek. Zum einen wegen des Austauschs mit anderen Betroffenen. Man könne Erfahrungen teilen, ohne verurteilt zu werden. Zum anderen lernten sie in der Zeit, mit den Krankheitsbildern besser umzugehen. Stichwort: Adipositas. Oft seien nicht nur die Kinder davon betroffen, sondern auch die Eltern. In einer großen Küche in der Klinik werde erklärt, wie man frisch, ausgewogen und gesund kochen könne. Auch das gemeinsame Essen am Tisch spiele eine wichtige Rolle, denn bei 30 bis 40 Prozent der Familien passiere dies zuhause nicht mehr. Der Bezug zum Essen sei dadurch ein anderer, man esse bewusster.
„Welche Rolle spielen soziale Medien genau bei der Entwicklung der Kinder und ihrer Störungen?“, wollte Julia Klöckner bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Klinik wissen. Es seien besonders psychische Erkrankungen, die in den vergangenen Jahren zunehmen. Grund seien Mobbingattacken oder verzerrter Realitätsdarstellungen. In der Klinik werde der Handy-Konsum reglementiert. Nicht immer einfach sei das mit pubertierenden Patienten.
In der Edelsteinklinik werden in Einzel- und Gruppensitzungen speziell auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen. Es gibt Spielplätze, eine Turnhalle und sogar ein Hallenbad, das auch von Kindern der Region genutzt werden kann, um schwimmen zu lernen. Um während des Aufenthaltes keinen Unterricht zu verpassen, ist auch Schulunterricht integriert.
Die durchschnittliche Belegung in der Klink liegt pro Jahr zwischen 96 und 100 Prozent. Es gebe zu wenige solcher Kliniken, moniert Daniel Bach, kaufmännischer Direktor. In Deutschland seien das 40 Einrichtungen, alle voll belegt. Die Pandemie habe dazu geführt, dass mehr Kinder und Jugendliche einen Klinikaufenthalt benötigen. Denn sie führte zu reduzierten Kontakten, Bewegungsmangel und einer Zunahme von Medienkonsum, Stress, Gewalt und Missbrauch. Die Folge sei die Zunahme von Adipositas, ADHS, Essstörungen und weiteren psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, emotionalen Störungen und Schulabsentismus. Zudem sei ähnlich wie in Krankenhäusern die personelle Situation schwierig. Generell müsse von politischer Seite dieser Zweig des Gesundheitswesens stärker wahrgenommen werden.
Julia Klöckner: „Die Edelsteinklinik in Bruchweiler kümmert sich um die Zukunft unserer Gesellschaft. Diejenigen, die noch ihr Leben vor sich haben, können in jungen Jahren lernen, was ihnen gut tut, ihrem Körper, Psyche und Geist. Und das kann sie für ihr Leben stabil machen. Das ist persönlich wichtig, aber auch für unsere Gesellschaft insgesamt. In der Kindheit und Jugend wird der Grundstein für die Zukunft gelegt, auch, ob eine Gesellschaft stabil, belastbar und gesund ist. Jede Hilfestellung ist nicht nur ihr Geld wert, sondern zahlt sich auch persönlich für die jungen Menschen aus.“ Es gehe in der Einrichtung nicht um eine Wellness-Kur, sondern darum, wieder fit zu werden – bevor es ins Arbeitsleben geht, ergänzt die wirtschaftspolitische Sprecherin und bedankte sich für die informativen Einblicke.