Landesfriseure tagen in Bad Kreuznach

Nov. 5, 2024 | Pressemeldungen

Der Landesverband Friseure & Kosmetik Rheinland ist die Stimme vieler Friseurbetriebe auch aus der Nahe-Region. Der Landesvorsitzende Guido Wirtz und der Bad Kreuznacher Saloninhaber Matthias Dietz, Obermeister Innung Rhein-Nahe-Hunsrück, hatten zu ihrer diesjährigen Verbandstagung im Landhotel Kauzenberg in Bad Kreuznach die heimische Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner eingeladen. Im Fokus der Tagung stand die Stärkung und Weiterentwicklung des Friseurhandwerks. Sie bot den rund 30 Friseurinnen und Friseuren Gelegenheit für intensiven Austausch über zentrale Themen wie Ausbildungsförderung, die zunehmende Anzahl der Barbershops, die Bekämpfung von Schwarzarbeit und Zukunftsaussichten der Branche.

Julia Klöckner MdB, die auch wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Unionsbundestagsfraktion ist, machte deutlich: „Das Friseurhandwerk ist ein ganz besonderes. Täglich bedienen in Deutschland rund 223 000 Friseurinnen und Friseure knapp eine Million Kundinnen und Kunden. Kein anderer Beruf hat täglich mit so vielen Menschen über mehrere Stunden persönlichen Kontakt und sorgt dabei auch für Würde und Wohlbefinden. Die Branche steht jedoch wie viele Gewerke vor Herausforderungen: Personalmangel, fehlender Nachwuchs, wachsende Schwarzarbeit und rasant ansteigende Zahlen von Kleinstbetrieben, die keine Mehrwertsteuer abführen, bedrohen die Branche und viele Existenzen.“ Wie sind die Zahlen? In Deutschland gibt es etwa 80 400 Salonbetriebe, rund 2 800 davon in Rheinland-Pfalz. 51 600 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen zusätzlich 20 200 umsatzsteuerbefreite Selbstständige, weil deren Einnahmen unter 22 000 Euro liegen. Insgesamt zählt die Branche 223 700 Beschäftigte, davon 81 Prozent Frauen. Die Zahl von 14 200 Auszubildenden darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es erhebliche Nachwuchssorgen gibt.

Hier müsse man schon in den Lehrplänen der Grundschulen, sicherlich aber der weiterführenden Schulen ansetzen und für den Wert von Handwerksberufen werben. Eine Haltung, die auch Julia Klöckner MdB unterstützt. Die Runde unterstrich die Wichtigkeit einer fundierten Ausbildung für angehende Friseure und Friseurinnen und betonte die Berufsausbildung in der Sicherung qualifizierter Fachkräfte sowie die Förderung von Ausbildungsplätzen durch staatliche Maßnahmen. Denn Ausbildung bedeute einen erheblichen Kosten- und Zeitaufwand, den sich viele Unternehmen aktuell nicht leisten können. Inzwischen bilden nur noch elf Prozent aller Friseurbetriebe aus, Tendenz weiter abnehmend. Ganz besonders in der Ausbildung übernehme das Friseurhandwerk jedoch eine hohe integrative Leistung. In den vergangenen Jahren wurden viele Tausende Menschen mit Migrationshintergrund über den Friseurberuf ins Arbeitsleben integriert – momentan haben 35 Prozent der Auszubildenden in Deutschland eine andere Staatsangehörigkeit. Die Gleichstellung von schulischer und akademischer Bildung ist eine der Forderungen der Innung. Ein weiteres Anliegen der Experten: Schwarzarbeit bekämpfen. In Zeiten knapper Kassen sei Schwarzarbeit das wohl am stärksten wachsende Segment im Handwerk, so die Betroffenen. Es mangele an Kontrollen. Zudem: Betriebe mit offensichtlich hinterfragungswürdigem Geschäftsgebaren, bei denen etwa nur Barzahlung akzeptiert werde, sollten zumindest den Druck möglicher Strafen spüren und ihr Handeln überdenken, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.

Julia Klöckner MdB brachte Zahlen in die Diskussion ein: „Im Jahr 2023 gab es noch knapp 118 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Friseure. Das sind 20 Prozent weniger als noch im Jahr 2017. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachfrage so sehr zurückgegangen ist.“ Stichworte Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Das ist vor allem für die Friseurbranche sehr relevant mit einem Frauenanteil von 81 Prozent unter den Beschäftigten. Julia Klöckner MdB: „Hier muss es Verbesserungen geben. Als Bundestagsfraktion haben wir als Union deshalb einen Antrag für besseren Mutterschutz bei Selbständigen eingebracht. Familien werden häufig genau dann gegründet, wenn die Gründung des eigenen Betriebes ansteht. Schwangerschaft und Geburt können dann dazu führen, dass die Vereinbarkeit mit dem Beruf nicht mehr funktioniert. Gerade bei den köpernahen Dienstleistungen kann es zu kompletten Ausfällen bis hin zum Betriebsstillstand kommen. Auch das Elterngeld ist hier an vielen Stellen rückständig. Zwar soll grundsätzlich der eigene Verdienst ausgeglichen werden. Was aber nicht ausgeglichen wird, sind die Fixkosten im Zusammenhang mit dem Fortbestehen des Unternehmens wie z. B. die Miete für Geschäftsräume. Schwanger- und Mutterschaft können damit zur existenziellen Bedrohung für Selbständige werden – gerade in der Gründungsphase.“ Für die wirtschaftspolitische Sprecherin ist daher nicht zu verstehen, dass die Ampel-Koalition den Unionsantrag im Deutschen Bundestag abgelehnt, jedoch keinen Gegenvorschlag gemacht hat. Die Vorschläge der Unionsbundestagsfraktion: Eine Anpassung in Höhe und Umfang des Mutterschaftsgeldes (inkl. Krankenversicherungen), die Absetzbarkeit von beruflich veranlasster Kinderbetreuung sowie eine Anlaufstelle für Selbstständige, die gezielt über Möglichkeiten und Ansprüche vor Aufnahme der Selbstständigkeit informiert.

Angesprochen wurde auch das Thema Barbershops. Diese werden mit dem Friseur-Salon handwerksrechtlich gleichbehandelt, ein Meisterbrief oder Ausnahmebewilligung ist also für eine Gründung notwendig. Dennoch betrachtet die Innungsrunde die Entwicklung kritisch. Denn immer wieder gebe es Fälle mangelnde Hygiene mit gesundheitlichen Folgen, Standards würden oft nicht eingehalten. Hier müsse auch die jeweilige Kommune in die Pflicht genommen werden mit Blick auf Überprüfungen, Stichproben und Genehmigungen.

Beim Thema Corona-Soforthilfen beklagten die Betroffenen, dass man in Rheinland-Pfalz die Anträge erst schleppend bearbeitet, dann Kriterien verändert habe und nun meist alles wieder zurückfordere. Das sei in anderen Bundesländern anders und mittelstandsfreundlicher. Julia Klöckner MdB ist regelmäßig mit Verbänden und Unternehmern ihres Wahlkreises im Austausch. „Ich will mitnehmen, wo in ihrem Handwerk der Schuh drückt. Wo sie in ihrem unternehmerischen Alltag die größten Hürden sehen, und wo der Staat unterstützen kann oder sich vielleicht zurückhalten soll“, so die wirtschaftspolitische Sprecherin, die die Anregungen der Friseurinnung mit nach Berlin in die Beratungen nehmen wird.

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