Dort, wo Mülldeponien liegen – auch lange nach ihrer Schließung – sind Expertinnen und Experten in Sachen Wasserreinigung gefragt. So auch auf der Deponie Reibertsbach, die 2018 stillgelegt wurde und auf der rund 1,9 Millionen Tonnen alter Abfälle lagern. Denn das sogenannte Deponiesickerwasser entsteht, wenn Regen durch den Abfallkörper dringt oder sich alter Müll weiter zersetzt. Was dabei herauskommt, ist alles andere als harmlos: ein hochbelastetes Gemisch mit organischen und anorganischen Schadstoffen, das nur mit speziellen biologischen, physikalischen und chemischen Verfahren gereinigt werden kann. Wie genau das funktioniert, hat sich die heimische Bundestagsabgeordnete und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner in der Sickerwasserreinigungsanlage Kronweiler zeigen lassen – einer Anlage, die beispielhaft zeigt, wie anspruchsvoll und verantwortungsvoll moderner Gewässerschutz betrieben wird.
Werkleiter Holger Schäfer, sein Stellvertreter Michael Heydt sowie der technische Werkleiter Michael Weinß führten die CDU-Politikerin durch die drei zentralen Reinigungsstufen der Anlage. In der ersten Stufe arbeiten Mikroorganismen: Sie bauen einen großen Teil der organischen Stoffe im Roh-Sickerwasser ab. Es folgt die Ultrafiltration, bei der feinste Partikel und Schlämme aus dem Wasser entfernt werden. In der dritten Stufe sorgen drei Aktivkohlebehälter – seit 1996 im Einsatz – dafür, dass selbst letzte problematische Rückstände gebunden werden. Erst danach gelangt das Wasser in die benachbarte kommunale Kläranlage, bevor es schließlich gereinigt in die Nahe zurückkehrt.
Die technische Entwicklung der Anlage endet damit jedoch nicht. Bereits 2006 wurde gemeinsam mit den Verbandsgemeindewerken Birkenfeld ein moderner Dekanter zur Schlammentwässerung eingerichtet. Und 2008 folgte ein weiterer Meilenstein: Seither wird die im belasteten Sickerwasser gespeicherte Wärme genutzt, um das Betriebsgebäude vollständig ohne fossile Brennstoffe zu heizen. 2011 kam dazu eine eigene Stromerzeugung auf Basis von Deponie- und Klärgas, die die Sickerwasserreinigungsanlage gemeinsam mit der benachbarten Kläranlage betreibt. „Hier wird Energieeffizienz nicht nur gelebt, sondern ständig weiterentwickelt“, lobte Julia Klöckner.
Ein besonders Projekt der Anlage ist seit gut einem Jahr in Betrieb: ein Blockheizkraftwerk, das das im Deponiekörper entstehende Methan verwertet. So werden nicht nur Schadstoffe neutralisiert, sondern zugleich wertvolle Energie und Strom erzeugt – ein echtes Vorzeigeprojekt für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz.
Doch was wäre eine Hightech-Anlage ohne die Menschen, die sie am Laufen halten? Jörg Ulrich und Christian Buch gehören mit 30 beziehungsweise 20 Jahren Betriebszugehörigkeit so fest zur Anlage wie die Technik selbst, quasi zum Inventar. Aber: Der Bereich kämpft seit Jahren mit Nachwuchsproblemen. Trotz der moderneren Berufsbezeichnung „Umwelttechnologe“ fänden sich zu wenige junge Bewerber – obwohl der Beruf eine zukunftsorientierte Mischung aus Biologie, Chemie und Elektrotechnik biete. „Ohne solche Fachkräfte könnte keine dieser Anlagen funktionieren, die unseren Gewässerschutz sichern“, betonte Julia Klöckner.
Damit junge Menschen künftig besser verstehen, was hinter dieser Arbeit steckt, entsteht derzeit rund um das Gelände ein Lehrpfad, der die Funktionsweise der Sickerwasserreinigung anschaulich erklärt. Vor allem Schulklassen sollen auf diese Weise einen Einblick in Umwelttechnik, Wasserreinigung und Ressourcenschutz erhalten. Julia Klöckner sieht darin eine wichtige Chance: „Wenn man zeigt, wie interessant und verantwortungsvoll diese Arbeit ist, gewinnt man vielleicht die Umwelttechnologen von morgen.“
