Was sind die Hintergründe der MVZ-Schließung? Wie geht es mit den gekündigten Mitarbeiterinnen weiter? Wie kann die urologische Versorgung in der Region gesichert werden? Mit diesen Fragen im Gepäck suchten die heimische Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, und der Landesvorsitzende der Senioren-Union Rheinland-Pfalz, Karl-Heinz Totz, das Gespräch mit der Klinikleitung. SHG-Geschäftsführer, Bernd Mege, und Joachim Krekel, Verwaltungsdirektor und Klinikmanager, bedankten sich, ein solches Gespräch führen zu können, um so die Hintergründe im direkten Austausch erläutern zu können. Das sei von anderer Stelle bisher nicht der Fall gewesen. Julia Klöckner erkundigte sich nach der aktuellen Situation der Klinik. Sie erfährt: Wie vielen Krankenhäusern gehe es auch dem Standort Idar-Oberstein nicht gut. Gestiegene Tariflöhne, Inflationssteigerung, höhere Energiepreise, allgemeine wirtschaftliche Kostensteigerung von zehn bis zwölf Prozent auf der einen Seite, ein gesetzlich gedeckelter Landesbasisfallwert von fünf Prozent auf der anderen Seite. Große Mathematikkenntnisse sind nicht notwendig, um zu verstehen, dass das auf Dauer eng wird.
Wie kam es zu der Schließung des MVZ?
Die beiden CDU-Politiker wollten mehr über die Hintergründe der MVZ-Schließung in Erfahrung bringen. Denn Nachfrage von Patientenseite gebe es mehr als genug. Bernd Mege erläuterte, dass die urologische Praxis nach dem überraschenden Tod des damaligen Arztes Matthias Brunzema längere Zeit unbesetzt blieb. Daraufhin hatten sich zwei Interessenten um den Sitz beworben, seien jedoch abgesprungen. Das Klinikum Idar-Oberstein hatte sich nach der gescheiterten Übernahme durch den ehemaligen Chefarzt der Urologie auf den Sitz mit dem Konzept eines Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) beworben – und den Zuschlag für 40 000 Euro erhalten. Der Plan: Volker Mayer, Mediziner aus dem Team der Urologischen Klinik, übernimmt den dortigen Betrieb mit einer 0,8 Stelle. 20 Prozent sollte er weiterhin für das Klinikum Idar-Oberstein arbeiten. Doch bereits nach wenigen Wochen klagten die Mitarbeiterinnen der Klinikleitung ihr Leid. Die Zusammenarbeit mit Dr. Mayer funktioniere nicht. Julia Klöckner ergänzt: „Die Mitarbeiterinnen teilten mir zudem in Gesprächen mit, dass sie auch Vorschläge gemacht haben, um Abläufe im MVZ zu optimieren und um Kosten zu reduzieren.“ Doch das MVZ schrieb weiterhin hohe rote Zahlen. Die Konsequenz: Das Klinikum Idar-Oberstein musste die Notbremse ziehen, um das Krankenhaus nicht zu gefährden. Die Liquidität war nicht mehr gegeben, die Insolvenz des MVZ drohte – und so zog der Aufsichtsrat des Klinikums die Notbremse. Die Folge: Kündigung der Mitarbeiterinnen, Schließung der Urologie im MVZ bis Ende Juli. Ob man nicht eine personelle Umbesetzung in Betracht gezogen hätte, erkundigten sich Julia Klöckner und Karl-Heinz Totz. Daran habe man zwar gedacht, doch es gebe schlicht keinen Urologen aus dem Klinikum für diese Stelle. Thema Mitarbeiter: Kritisch spricht die CDU-Politikerin an, dass den Betroffenen die Gründe der Schließung nicht genug erklärt wurden – sie fühlten sich von der Nachricht der Schließung und der Kündigung überrollt, bereits am nächsten Tag stand sie in der Zeitung. Die beiden CDU-Politiker überreichten in diesem Zuge Unterschriften, die gegen die Schließung gesammelt wurden – über 1 000. Die Klinikleitung sicherte Julia Klöckner zu, das Gespräch mit den gekündigten Mitarbeiterinnen zu suchen und über deren Zukunft zu sprechen.
Wie geht es nun weiter?
Julia Klöckner MdB und Karl-Heinz Totz wollten wissen, wie sich die Herren die Zukunft der urologischen Versorgung vorstellen – denn die Urologie im Krankenhaus selbst sei ja nur für Notfälle gedacht und nicht für die urologische Begleitung im Alltag.
„Zudem ist die Urologie ein sensibler Bereich. Die Patienten brauchen kurze Wege und einen zuverlässigen Ansprechpartner, dem sie vertrauen können“, betonen beide. Sollte nach sechs Monaten kein neuer Betreiber gefunden werden, falle der Sitz automatisch zurück an die Kassenärztliche Vereinigung (KV), denn die KV habe ein Sicherstellungsauftrag. Es käme erneut zur Ausschreibung des Sitzes. Bernd Mege und Joachim Krekel stellten klar, dass das Klinikum ein hohes Interesse daran habe, vorher selbst einen Betreiber bzw. Kooperationspartnern zu finden, um eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik zu gewährleisten. Man würde sich um einen guten Kooperationsvertrag bemühen. So könnte ein niedergelassener Arzt zum Beispiel die Möglichkeit haben, im Klinikum Operationen durchzuführen. So hätten Patienten kurze Wege und einen Ansprechpartner. Auch die Mitarbeiterinnen, die bisher im MVZ arbeiteten, könnten bei den zu vergebenden Stellen einbezogen werden. Julia Klöckner und Karl-Heinz Totz verdeutlichten abschließend: „Der heutige Austausch war sehr offen und hat Licht ins Dunkel gebracht. Die Klinikleitung hat die Entscheidung, das MVZ zu schließen, nicht leichtsinnig und kurzfristig getroffen. Aber der Umgang mit den Mitarbeiterinnen und die Kommunikation waren nicht gut.“ Man suche zudem intensiv nach einer Lösung. „Die Menschen in der Region brauchen eine zuverlässige medizinische Versorgung und Klarheit, wie es weitergeht“, betont Julia Klöckner. Daher kündigte sie an, bereits jetzt mit der Kassenärztlichen Vereinigung in den Austausch zu treten, um den Prozess zu beschleunigen.